WeltenFrauen: Jael, 37 Jahre, aus Bolivien
„Tanzen schafft Raum für Begegnungen“
Ich bin in Sucre, der Hauptstadt Boliviens, geboren und aufgewachsen. In Bolivien lebte ich ein ganz anderes Leben. Ich studierte Jura und arbeite schließlich als Anwältin am Landgericht. Ich habe mein Leben dort sehr geliebt, wollte Richterin werden, aber damals war ich noch zu jung dafür.
Erst mit 18 Jahren entdeckte ich über einen Fernsehbeitrag das Tanzen für mich. Ich begann, Tanzunterricht zu nehmen, lernte schnell und war mit Feuereifer dabei.
Ich bin nach Deutschland gekommen, weil...
ich mich in einen Deutschen verliebt habe. 2002 lernte ich meinen Mann kennen. 2010 kam ich dann nach Deutschland und wir heirateten und bekamen zwei Kindern. Am Anfang war es ein schwerer Gang für mich. Zuerst musste ich die Sprache lernen. Ich musste akzeptieren, dass ich nicht mehr als Anwältin arbeiten konnte. Dies veränderte mein Leben. Oft war ich traurig. Dies war so schlimm, dass ich ein Jahr lang keine traditionelle Musik aus Bolivien hören konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, wie wichtig das Tanzen für mich war und ich fing an es zu vermissen.
Und dann sah ich eine Tanzgruppe, die lateinamerikanische Tänze getanzt haben. Das weckte in mir die Idee, meine Traditionen durch das Tanzen den Deutschen zu zeigen. Ich wollte zeigen, wie großartig unsere Tänze sind und es anderen Menschen ermöglichen, bolivianische Traditionen kennenzulernen. Denn jede der drei Regionen in Bolivien hat unterschiedliche Riten und Tänze. Sie repräsentieren historische Ereignisse oder reflektieren das Dorfleben und die Zugehörigkeiten.
Heute leite ich freiwillig meine Tanzgruppe AMANECER BOLIVIA Freiburg mit Deutschen, die in Bolivien waren, und Bolivianern, die in der Region wohnen. Auch meine Schwester lebt inzwischen in Deutschland, um hier ihren Facharzt zu machen. Sie nimmt auch an der Tanzgruppe teil. Vor zwei Jahre gingen wir in die USA und nahm dort an Tanzwettbewerben in Las Vegas teil, die wir auch gewannen.
Wenn ich heute die handgemachten Kostüme wie zum Beispiel das Tinku trage, tue ich das mit viel Stolz ich sie mit viel Stolz. Ich blicke dankbar auf meine Wurzeln, ich bin sehr glücklich, sie nach außen präsentieren zu dürfen. Das Tanzen bietet Menschen Raum, sich kennenzulernen. Und ich wünsche mir mehr Menschen, die sich für Kulturen interessieren und offener miteinander umgehen. Durch das Tanzen kam ich den Deutschen näher. Ich bekam neuen Antrieb, fing an, soziale Arbeit zu studieren und gebe Tanzunterricht.
Dieses Bild erfüllt mich sehr und reflektiert wundervoll meine Wurzeln wie auch mein Glück, hier in Deutschland zu leben.
Infos zur Ausstellung: weltenfrauen.com
Die Fotos können auch käuflich erworben werden: www.ellenschmauss.de
Text: Jael
Foto: Ellen Schmauss
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