WeltenFrauen: Stanislava aus Bulgarien
"Inzwischen nehme ich mir die Freiheit, die zu sein, die ich sein will ohne Einfluss der Familie und deren Erwartungen."
Ich bin in Bulgarien in Sofia geboren und direkt nach meiner Geburt nach Deutschland gegangen. Mit 5 Jahren musste ich ohne meine Mutter wieder zurück, um in Sofia dann bis zu meinem 10. Lebensjahr zur Schule zu gehen. Meine Mutter hat mich dann zu sich nach Deutschland geholt. Das hat mich aus meiner Welt gerissen und es war ein Kulturschock für mich. Mit 16 Jahren sind wir vom Osten in den Westen gezogen. Wieder ein loslassen und neu beginnen. Mein Leben bestand aus vielen Umbrüchen und Lebensorten. Durch das Hin und Her habe ich mich entwurzelt gefühlt und dieses Gefühl hält sich bis heute. Ich fühl mich nicht...
Bulgarisch auch nicht Deutsch. Ich bin eine Suchende zwischen den Welten und Kulturen. Ich sehe mich mittlerweile als freie Frau in der deutschen Gesellschaft. Sehr lange habe ich viel Ausgrenzung erlebt und ich hatte immer das Gefühl anders zu sein und nicht dazu zu gehören. Inzwischen nehme ich mir die Freiheit, die zu sein, die ich sein will ohne Einfluss der Familie und deren Erwartungen.
Ich wünsche mir als Frau in Deutschland selbstbestimmt leben zu können. Es sollte nicht so sein, dass man als Frau hart sein muss um bestehen zu können, sondern man sollte auch seine weiche Seite ausleben können.
Mein Vater hat mein Kleid, das ich auf dem Foto trage, extra für mich schneidern lassen. Wahrscheinlich weil wir nie eine Bindung hatten und ich nie mit ihm gelebt habe. Er wollte dadurch wohl etwas gut machen, eine Verbindung zu mir herstellen.
Die Kleidung stammt aus der Region Yambol. Jede Stadt hat ihre eigene Tracht.
Unsere Kultur ist sehr sehr alt. So auch die Traditionen und Kleider. Leider sind diese Geschichten lange in Vergessenheit geraten und jetzt langsam kommt alles wieder zum Vorschein.
Vielleicht hat mich das Tragen dieses Kleides tatsächlich meiner Kultur nähergebracht. Es erinnert mich an meine Wurzeln und an eine Welt, die ich nie wirklich kennengelernt habe. Es schafft eine Verbindung zu der Kultur meiner Eltern. Ich fühle mich anders. Bunt, verwurzelt und da ist dieses Gefühl wie Magie, wie ein tiefes Geheimnis vielleicht das meiner Vorfahren.
Infos zur Ausstellung: weltenfrauen.com
Die Fotos können auch käuflich erworben werden: www.ellenschmauss.de
Text: Stanislava
Foto: Ellen Schmauss
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