Interview mit Gerda Stuchlik, Bürgermeisterin für Umwelt und Bildung
- stammt aus Oberursel (Taunus)
- studierte in Frankfurt
- gründete 1990 das europäische Klimabündnis in Partnerschaft mit den indigenen Völkern Amazoniens
- arbeitete als persönliche Referentin für den Frankfurter Umweltdezernenten Tom Koenigs
- wurde 1997 zur Bürgermeisterin für Umwelt und Bildung vom Freiburger Gemeinderat gewählt
UF: Sie sind schon lange in der kommunalen Politik tätig. Was hat Ihr Interesse geweckt sich politisch zu engagieren?
Gerda Stuchlik: Der Klimaschutz. Im europäischen Klimabündnis engagieren sich seit 30 Jahren...
Kommunen für den Klimaschutz und mich beeindruckt, welch vielfältige konkrete Maßnahmen auf kommunaler Ebene möglich sind, so auch in Freiburg.
UF: Was hat Sie dazu bewegt, sich nach 24 Jahren zurück zu ziehen?
Gerda Stuchlik: 24 Jahre sind eine lange Zeit, ich möchte noch ein paar neue Erfahrungen und Entdeckungen machen.
UF: Haben Sie noch Ziele, die Sie bis zum Ende Ihrer Amtszeit verwirklichen wollen?
Gerda Stuchlik: Ich würde mir wünschen, dass sich der Gemeinderat die Machbartkeitsstudie zur Tiefengeothermie unterstützt, die Leitlinien zur Prüfung der Klima- und Artenschutzrelevanz gemeinderätlicher Beschlüsse verabschiedet und seine Zustimmung zum Bau einer großen Gemeinschaftsschule im neuen Stadtteil geben wird.
UF: Gibt es konkrete Ziele, die Sie gerne noch verfolgt hätten?
Gerda Stuchlik: Wir haben die Konzeption eines Gesundheitscampus mit Uniklinik und Universität begonnen und in dessen Folge ein Zukunftskonzept für die Freiburger Beruflichen Schulen vorgelegt. Dieses umzusetzen hätte mir weiterhin Freude bereitet, ebenso die Realisierung des Stadtteils Dietenbach als klimaneutralen Stadtteil.
UF: Auf welche Leistungen während Ihrer Amtszeit sind Sie besonders stolz?
Gerda Stuchlik: Ich hatte das Glück, mit ganz vielen engagierten Menschen in der Verwaltung, Wissenschaft, Stiftungen und der Bürgerschaft zusammen zu arbeiten und dabei konnten wir kontinuierliche Fortschritte – konkret eine Reduktion – im Klimaschutz erzielen, - 37 % CO² pro Bürger/Bürgerin.
Die Schulgebäude befanden sich in den 90er Jahren in einem sehr schlechten baulichen Zustand, in den 24 Jahren wurden über 50 % der Gebäude, teilsaniert, generalsaniert oder neugebaut und erweitert.
Und für mein zentrales Anliegen – Bildungsteilhabe für alle zu ermöglichen stellen wir für frühkindliche, schulische und außerschulische Bildung mittlerweile rund 28 Millionen pro Jahr zusätzlich zur Verfügung.
Mit dem WaldHaus Freiburg haben wir eine weitere hervorragende umweltpädagogische Einrichtung errichtet.
UF: Werden Sie Ihren Posten als Bürgermeisterin vermissen?
Gerda Stuchlik: Nun, wohl ein bisschen schon, aber alles hat seine Zeit.
Ich werde das Glockengeläute von St. Martin und dem Münster vermissen, das immer um die Mittagszeit mein Büro erfüllte.
UF: Was ist Ihnen von den drei Amtsperioden besonders im Gedächtnis geblieben?
Gerda Stuchlik: Die amüsanten Begebenheiten: Z. B. recherchierte die Verwaltung zu Beginn meiner Amtszeit welchen Jaguar ich fahren würde, dabei fuhr ich Peugeot, ein Peugeot-Fahrrad.
UF: Was wünschen Sie sich für die Stadt Freiburg?
Gerda Stuchlik: Dass der notwendige Stadtumbau nach der Pandemie gut gelingen möge.
UF: Welche Pläne wollen Sie sonst noch im Leben verfolgen? Wie geht es für Sie nach der Amtszeit weiter?
Gerda Stuchlik: Ich werde erstmal einige Monate bei meinem Partner in Brüssel weilen und die Leichtigkeit des Lebens genießen.
UF: Welchen Rat würden Sie anderen Frauen geben, die auch etwas erreichen wollen?
Gerda Stuchlik: Ziele formulieren, es sich zutrauen, Herausforderungen annehmen, und Tipps bei anderen Frauen einholen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!