WeltenFrauen: Mary Linda, aus Peru
„Tue Dinge aus Überzeugung, nicht aufgrund von Perfektion“
Viele denken, dass die Peruaner nur aus Armut und mit der Hoffnung auf Arbeit nach Deutschland kommen. Aber das stimmt nicht bei mir. Ich stamme aus Arequipa, einer der schönsten Städte Perus. Meiner Familie ging es finanziell gut. Ich studierte Wirtschaftsinformatik und arbeitete in Peru in meinem Beruf im Bereich Ingenieursmanagement. Es gab keinen Grund für mich, auszuwandern. Es war vor allem die Liebe zu meiner Schwester und später die Neugier was sie so faszinierend an Deutschland fand, die mich schließlich hierherführte. So folgte ich ihr und begann ein neues Leben, von dem ich nie gedacht hätte, dass es so kommt.
Anfangs war es...
schwer, getrennt vom Rest meine Familie zu leben und dem erfüllten Leben, das ich führte. Heute fühle ich mich sehr wohl in Deutschland. Ich lebe gerne hier. Geholfen hat mir immer auch das Tanzen. Tanzen ist mein Lieblingshobby und half ein Stück meiner Heimat lebendig zu halten. Die traditionellen Tänze Perus lernte ich sehr früh. Denn in Peru spielen Traditionen eine große Rolle. So trägt man die Tanzkleidung mit großer Würde. Denn was viele nicht wissen: Es sind religiöse oder auch Prinzessinnen-Kleider. Oft sind Tänze religiös geprägt, dienen zum Beispiel dem Dank der Ernte. Und mich macht es stolz diese Trachten zu tragen. Sie ermöglichen mir mein Peru festzuhalten. Wenn ich hier tanze und die Kleider trage, dann habe ich das Gefühl, mein Bestes geben zu müssen, weil ich mein Peru repräsentiere. In einem fremden Land ist es nicht für jeden leicht zurechtzukommen, neue Freundschaften zu knüpfen, ein neues Leben aufzubauen aber trotzdem authentisch zu bleiben.
Denn in Deutschland anzukommen, sich ein neues Leben aufzubauen, war sehr anstrengend. Ich habe viel erlebt, musste sehr viel kämpfen. Aber ich möchte, dass andere sehen, dass man es schaffen und ein neues glückliches Leben führen kann. Das bedeutet nicht, dass man sich zerreißen muss. Es bedeutet nur, dass man manche Unterschiede im Leben versteht und andere akzeptieren muss. So musste ich verstehen, dass Deutsche anders emotional sind, z.B. ihre Familienbeziehungen emotional nicht so tief sind wie die der meisten Peruaner. Dafür aber sind sie viel offener für Veränderungen. Der Zusammenhalt der Peruaner fehlt mir manchmal. Deutsche denken bodenständiger, sind oft geleitet von Sicherheiten oder wirtschaftlichen Aspekten. Für mich ist Liebe das Leben. Zu leben, um Dinge aus Überzeugung zu tun, nicht aufgrund von Perfektion oder Ansehen. Ich denke, Liebe ist der wichtigste Wert im Leben. Das Fremde wird nur vertraut, wenn du dich entscheidest es zu in dein Leben zu integrieren. Das habe ich gelernt. Sei es dir wert, zu leben und zu lieben, wie du bist. Liebe dich. Wenn du das tust, wirst du offener, freier – und letztlich egal, wo du bist, glücklicher.
Infos zur Ausstellung: weltenfrauen.com
Die Fotos können auch käuflich erworben werden: www.ellenschmauss.de
Text: Mary Linda
Foto: Ellen Schmauss