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WeltenFrauen: Safia, 32 Jahre, aus Somalia

"Wo ich lebe, ist mein Zuhause“ - Somalisches Sprichwort
Geboren bin ich in Qoryooley in Somalia. Wegen des Krieges in Somalia 1991 hat meine Familie viele Jahre im Lager DADAAB in Kenia gelebt. Als wir 2003 nach Qoryooley zurückgekehrt sind, verheiratete mich mein Vater dort als 15-jährige. Wegen der Unruhen in Somalia mussten wir schließlich in ein Lager nach Äthiopien flüchten. Dort bekam ich meine fünf Kinder und wir lebten mit meinen Geschwistern und Eltern zusammen im Lager. Ich hatte einen kleinen Laden, in dem gerne neue Kleider eingekauft wurden. Den Frauen gefielen meine langen, leichten, bunten Kleider und Tücher und ich fuhr oft zum Einkaufen in die Stadt. Ich brachte die neuesten Modelle...

aus bunten Baumwollstoffen mit. Auch ich liebe meine langen, weiten Kleider und Tücher und ich spiele gerne mit Farben und Mustern. Sie geben mir Schutz.

2012 nahm die neue föderale Regierung den Kampf gegen die islamistische Al-Shabaab auf, der auch mein Mann beitrat wie viele Männer aus dem Lager. Mein Mann bedrohte mich und verbot mir mein Geschäft. Seine Freunde griffen mich im Geschäft an. Mein Vater schloss mich mit meinem jüngsten Kind Mohammed ein. Als einmal die Tür offenblieb, floh ich mit Mohammed.

Die Reise über Addis Abeba in den Sudan durch die Wüste nach Libyen war ein Alptraum. Das Meiste der Strecke liefen wir zu Fuß. Auf dem Schiff nach Lampedusa schließlich waren wir so geschwächt, dass wir alle Hoffnung verloren hatten, diese Reise überleben zu können. Doch wir wurden gerettet und kamen nach Deutschland.

Meiner Mutter floh alleine mit meinen anderen Kindern in die Republik Somali Land. 2017 war dann ein schlimmes Jahr für mich und all meine Kinder. Meine zuckerkranke Mutter verstarb Ende des Jahres. Und auch mein Mann starb in Mogadishu (Somalia). Seine Schwester kam zu meinen zurückgebliebenen Kindern und entführte meinen Sohn Israfil. Daraufhin hielt mein Sohn Musa das Warten auf Hilfe nicht mehr aus und brach auf mit unbekanntem Ziel. Eine Weile konnten die anderen zwei noch bei einer Freundin in Somali-Land bleiben, gingen dann aber nach Addis Abeba (Äthiopien). Erst ein Jahr später gelang es ihnen, Kontakt mit der deutschen Botschaft aufzunehmen. 2017 bekam ich auch die humanitäre Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Ich musste aber bis Ende August 2018 warten, um einen Antrag auf Familienzusammenführung zu stellen. Die Bearbeitung verlief schleppend. Ein DNA-Test bewies, dass ich die Mutter meiner Kinder bin. Eine Altersbestimmung kam jedoch zu dem Schluss, dass drei meiner Kinder über 18 Jahre seien was ja wegen meinem Alter nicht möglich sein kann. Dagegen hat meine Rechtsanwältin Widerspruch eingelegt.

Im Herbst starte ich meine Ausbildung als Altenpflegerin. Ich freue mich darauf, weil ich alte Leute und den Umgang mit ihnen liebe. In Somalia gelten alte Leute als etwas Besonderes. Ich fühle mich offen für Veränderungen. Ich genieße die Freiheit und die Sicherheit, die Frauen in Europa haben.

WeltenFrauen Safia aus Somalia Ellen Schmauss

Infos zur Ausstellung: weltenfrauen.com
Die Fotos können auch käuflich erworben werden: www.ellenschmauss.de

Text: Safia
Foto: Ellen Schmauss

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