Frauen in der Kommunalpolitik und im Kreistag Emmendingen
Antworten auf eine ungewöhnliche Anfrage:
Am 22.3.2021 hatten wir eine Anfrage ans Landratsamt gestellt, die jetzt am 16.5.2022 (!) im Kreistag beantwortet wurde. Verschiedene Fragen widmeten sich dem Schwerpunkt: "Wie hat sich seit der Neuorganisation des Kreistages nach dem Krieg der Frauenanteil im Kreistag entwickelt?" Die schriftliche Antwort liegt uns schon länger vor, die umfangreiche Darstellung und Aufarbeitung fand am Montag um 15 Uhr in der Kreistagssitzung in Freiamt im Kurhaus statt. Die kurze Debatte zeigte, dass ...
nicht alle in der CDU-Fraktion die Fragen gut fanden.
Schon die schriftliche Beantwortung (Anhang) ist lesenswert.
Für die Jahre von 1949 bis 1973 war die Beantwortung unserer Fragen ziemlich einfach, denn in diesen 24 ersten Jahren der Nachkriegsdemokratie im Landkreis gab es überhaupt keine Frauen im Kreistag.
Im Jahr 1973 lag der Anteil erstmals bei 4% , sank dann von 1984 bis 1989 wieder auf 2%. Erst seit 1989 stieg der Frauenanteil langsam auf auf magere 19%, obwohl im Landkreis Emmendingen mit seinen 167.000 EinwohnerInnen 51% Frauen leben. Von einer paritätischen Besetzung des Gremiums sind wir immer noch weit entfernt.
Auch die sonstigen Zahlen sind spannend. Als die GRÜNEN 1989 vor über drei Jahrzehnten in das Gremium einzogen, lag der Frauenanteil in der Fraktion bei 20% und stieg nur langsam. Doch während der Frauenanteil bei den GRÜNEN in den Jahren 2009 bis 2014 bei 50%, 2014 bis 2019 bei 55% lag und 2019 bis 2024 bei 50% liegt, lag er bei der CDU, der größten Fraktion im Kreistag von 2009 bis 2014 bei 0%, von 2014 bis 2019 bei 0% und in der aktuellen Legislaturperiode von 2019 bis 2024 bei 7%. Bei der SPD gibt es eine erkennbar positive Entwicklung. Mit drei Frauen in der jetzigen SPD Fraktion liegt der Frauenanteil bei 30%. In der FDP gab´s zwischen 100% (1999) und 0% (2014) ein heftiges Auf und Ab, was bei kleinen Fraktionen aber nicht ungewöhnlich ist. (Die Angaben zu allen Parteien finden Sie im Anhang)
Die Antworten auf unsere Anfrage zeigen ein erstaunlich wenig diskutiertes Demokratie-Thema auf. Und wenn es diskutiert wird, dann zumeist ohne mit konkreten Zahlen hinterlegt zu sein. Wir hoffen, dass sich dies mit unserer Anfrage ein wenig ändert und dass dieses Thema auch in anderen Kreistagen und Gemeinderäten aufgegriffen wird. Wenn wir in der Demokratie wissen wollen, wo wir stehen und wohin wir gehen, sollten wir wissen, woher wir kommen. Gerade darum sollte sich ein Gremium wie der Kreistag auch manchmal mit seiner eigenen Geschichte beschäftigen.
Wir bedanken uns bei Herrn Landrat Hurth, insbesondere aber bei der Gleichstellungsbeauftragten Yvonne Baum und der Kreisarchivarin Dr. Bettina Fürderer für die Bearbeitung und Beantwortung unserer Anfrage.
Michaela Ecker, Kreisrätin, GRÜNE
Axel Mayer, Kreisrat, GRÜNE
https://www.mitwelt.org/frauenanteil-kreistag-kommunalpolitik-landkreis-emmendingen